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WILDBIENEN IM BOTANISCHEN GARTEN

von Christopher Bause aus der Arbeitsgruppe von PD Dr. Thomas Eltz (Lehrstuhl für Evolutionsökologie und Biodiversität der Tiere, Prof. Dr. Ralph Tollrian)

In Deutschland gibt es insgesamt fast 600 Arten von Wildbienen. Im Gegensatz zu Honigbienen leben die allermeisten Wildbienen nicht in großen Völkern zusammen, sondern als Einzelgänger. Dabei besiedeln viele Wildbienen-Arten mit Vorliebe trockenwarme und offene Landschaften. An ihre Lebensräume stellen Wildbienen hohe Ansprüche. Sie benötigen eine große Strukturvielfalt in Form von Hecken, Totholz, offenen Rohbodenflächen und natürlich jede Menge blühender Pflanzen.


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Ackerhummel (Bombus pascuorum) auf Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus, Fabaceae)
© RUB / Christopher Bause

Wildbienen haben es nicht leicht

Leider haben es Wildbienen heutzutage in unserer von Industrie und Agrarwirtschaft geprägten Landschaft sehr schwer. Meist fehlen geeignete Niststandorte oder -Materialien und auch die Vielfalt geeigneter Futterpflanzen ist in unserer Kulturlandschaft sehr begrenzt. Einige Arten von Wildbienen fühlen sich aber auch in urbanen Gebieten, also bei uns Menschen in der Stadt, recht wohl, aber auch hier machen artenarme, geschotterte Vorgärten und ausschließlich grüne Parkanlagen ohne blühende Wildkräuter das Leben der Wildbienen nicht gerade einfacher.


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In unserer artenarmen Kulturlandschaft haben es viele Wildbienen-Arten sehr schwer, Nahrung und geeignete Nistplätze zu finden
© RUB / Wolfgang Stuppy


Das Wildbienen-Hotel im Botanischen Garten

Hier im Botanischen Garten der Ruhr-Universität Bochum gibt es noch einen großen Strukturreichtum und natürlich eine große Vielfalt blühender Pflanzen. Wildbienen finden hier zahlreiche Nistgelegenheiten vor, wie zum Beispiel Trockenmauern, Totholz, mehr oder weniger offene, teils sandige Bodenstellen. Im eigens dafür bereitgestellten Wildbienen-„Hotel“ am Arzneigarten gibt es außerdem hohle Pflanzenstengel, Hölzer mit Bohrlöchern sowie eine simulierte Steilwand aus Löss.

 

Foto links: Unser Wildbienen-Hotel im Arzneigarten - © RUB / Wolfgang Stuppy


Wildbienen sind Nahrungsspezialisten

Was ihre Nahrung angeht sind Wildbienen oftmals sehr spezialisiert und sammeln ausschließlich den Pollen einer bestimmten Pflanzengruppe, um damit ihre Brut zu füttern. Mit Pollen anderer Pflanzen könnte sich die nächste Generation nicht entwickeln. Wildbienen, die sehr stark auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert sind, sogenannte 'oligolektische' Arten, kommen daher nur dort vor, wo sie ihre Pollenpflanzen vorfinden. Fehlt die richtige Pflanze, dann fehlt auch die entsprechende Biene.

 

Foto rechts: Die Frühe Sandbiene (Andrena praecox) sammelt Pollen an den Hinterbeinen. Dabei hat sie sich auf Weiden (Salix spp., Salicaceae) spezialisiert - © RUB / Christopher Bause


Honigbienen sind weniger wählerisch

Im Unterschied zu Wildbienen sind Honigbienen 'polylektisch', das heißt, sie sammeln Pollen und Nektar einer Vielzahl verschiedener Pflanzenarten. Sie sind daher anpassungsfähiger und kommen auch mit fremdländischen Pflanzen in Gärten und Parks sehr gut zurecht. Auch unter den Wildbienen gibt es zahlreiche Arten, die bezüglich ihrer Nahrungspflanzen wenig wählerisch sind. Die bekannteste Gattung unter ihnen kennt im Grunde jeder: Die Hummeln.

 

Foto links: Honigbienen (Apis mellifera) sind wenig wählerisch und sammeln Pollen und Nektar von vielen verschiedenen Pflanzen, hier von einer Schneeheide (Erica carnea, Ericaceae) - © RUB / Christopher Bause

 



Diese Arten von Wildbienen kommen im Botanischen Garten vor

(zum Vergrößern bitte auf das Foto klicken!)