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Philipp Franz von Siebold - Naturforscher & Arzt im Alten Japan

Siebold Portait
© Public Domain

Philipp Franz von Siebold, 1796 in Würzburg geboren, war ein bedeutender deutscher Arzt, Naturforscher und Diplomat, der eine wichtige Rolle dabei spielte, Wissen über Japan nach Europa zu bringen und so den Weg zur Etablierung wirtschaftlicher und diplomatischer Beziehungen zwischen den Ländern des Westens und Japans zu ebnen. Seine wissenschaftlichen Entdeckungen und sein Beitrag zur Verbreitung des Wissens über die japanische Kultur machten ihn zu einem Wegbereiter der deutsch-japanischen Beziehungen un deinem Pionier der interkulturellen Verständigung.


Die Ausstellung

Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt vier verschiedener wissenschaftlicher Sammlungen der RUB, nämlich dem Botanischen Garten, der Medizinhistorischen Sammlung, der Mineralogischen Sammlung und dem Siebold-Archiv. Der Inhalt der Ausstellung ist in vier verschiedene Bereiche unterteilt, die die verschiedenen Facetten Siebolds wissenschaftlichen Wirkens beleuchten: 1) Korrespondenz, 2) Medizin, 3) Botanik, 4) Geologie.

Siebold Vitrine
© RUB / W. Stuppy

Philipp Franz von Siebold und die Pflanzen Japans

Philipp Franz von Siebold war als Stabsarzt in niederländischen Diensten einer der ersten Europäer, die Japan, das seit den 1630er Jahren seine Außenbeziehungen stark reglementierte und kontrollierte, besuchten. Heute kennt ihn in Japan jedes Kind - in seinem Heimatland aber nur wenige Experten und Ostasien-Liebhaber. Während seiner beiden Japan-Aufenthalte von 1823 bis 1830 und 1859 bis 1862 war von Siebold als Naturforscher und Arzt sehr aktiv.

Wie viele Ärzte seiner Zeit war von Siebold auch ein ausgezeichneter Biologe. Besonders auf dem Gebiet der Botanik hat er sich sehr verdient gemacht. Seine 1835 erschienene “Flora Japonica” stellt einen Höhepunkt der Erforschung der Flora Japans dar. Viele der Pflanzenbeschreibungen hat er mit dem Münchner Botaniker Zuccarini zusammen verfasst.

Zu den Arten, die durch von Siebold in die europäische Gartenkultur eingeführt wurden gehört neben den Hortensien (Hydrangea) auch die Funkien (Hosta) und der Blauglockenbaum (Paulownia).

Hylotelephium sieboldii

Entdecken Sie Siebolds Pflanzen im Botanischen Garten

Als Teil dieser Ausstellung haben wir haben unsere “Siebold-Pflanzen” im Freiland für interessierte Besucher*innen mit farbkodierten Schildern markiert. Eine Karte, in der die Standorte unserer "Siebold-Pflanzen" im Freiland markiert sind, finden Sie in unserem Flyer.

Flyer herunterladen


Stationen aus Siebolds Leben

Vom Arzt zum Naturforscher

Bereits Siebolds Großvater und Vater waren Ärzte und auch sollte diesen We einschlagen. Ignaz Döllinger (1770-1841), ein Studienfreund seines Vaters und Professor für Anatomie und Physiologie in Würzburg, unterstützte und leitete die wissenschaftlichen Interessen des jungen Siebold. Nach fünf Jahren Medizinstudium erhielt Siebold seinen Doktortitel und praktizierte zweieinhalb Jahre in Heijdingsfeld nahe Würzburg als Chirurg und Geburtshelfer. Während seines Studiums hatte er sich bereits für Naturwissenschaften interessiert und plante Forschungsreisen in ferne Länder. Die Gelegenheit dazu bot sich ihm als Militärarzt im Dienst der Niederländischen Regierung, die ihn 1822 zunächst nach Batavia (heutiges Jakarta) in Indonesien entsandte. Der dortige Gouverneur war beeindruckt von Siebolds Fähigkeiten und schickte ihn im darauffolgenden Jahr zur Niederländischen Handelsniederlassung in Japan auf der künstlichen Insel Dejima im Hafen von Nagasaki. Siebold hatte dort den Auftrag, eine wissenschaftliche Sammlung von Naturalien anzulegen, Informationen über die Natur und Kultur Japans zu beschaffen, und interessierten Japanern westliches Wissen zu vermitteln. Er sollte somit als Botschafter agieren, um die vorteilhaften Handelsbeziehungen zu erhalten.

Siebold - ein Unversalgelehrter

Zu Siebolds Zeiten gab es noch nicht die verschiedenen Wissenschaftszweige, wie wir sie heute kennen. Die Bezeichnung "Biologe" als solche gab es noch nicht. Viel mehr war es üblich, zunächst eine Ausbildung beispielsweise als Arzt oder Theologe zu absolvieren, um sich dann als sogenannter "Naturforscher" einer vielfältigen wissenschaftlichen Beschäftigung zu widmen. Charles Darwin (1809-1882) beispielsweise studierte zuerst Medizin, wechselte danach zur Theologie, ist aber heute als Biologe bekannt. Ganz ähnlich begann Siebolds Werdegang mit dem Medizinstudium. Später machten ihn seine Begeisterung für die japanische Kultur, gepaart mit seiner wissenschaftlichen Neugierde zu einem der bedeutendsten Universalgelehrten des 19. Jahrhunderts. Dabei sollte nicht übersehen werden, dass Siebold in einem kolonialen Kontext agierte. Neben seinen Rollen als Mediziner, Botaniker, Mineraloge und Japanforscher, war Siebold gleichzeitig auch ein politischer Beauftragter der Niederländischen Republik. Seine Anwesenheit in Japan war motiviert durch das Ziel, Japans Wirtschaft weiter zu erschließen, und niederländische Privilegien in Japan aufrechtzuerhalten.

Verbannung aus Japan

Siebold verbrachte insgesamt neun Jahre (1823-1829 und 1859-1862) in Japan. Im Jahr 1829 musste er das Land unfreiwillig verlassen. Ausgelöst wurde seine Ausweisung durch den sogenannten "Siebold-Zwischenfall". Bei dem Versuch, illegal Kartenmaterial aus Japan auszuführen, wurde er ertappt und einige Monate länger als geplant festgehalten, bevor er dann des Landes verwiesen wurde. Bis zum Jahr 1858 war es ihm nicht erlaubt, japanischen Boden wieder zu betreten.

Das Siebold-Archiv an der Ruhr-Universität Bochum

In dem auch „Sieboldiana-Sammlung“ genannten Siebold-Archiv, das 1966 an die Ruhr-Universität kam, wird ein umfangreiches Korpus von Materialien aus dem Japan der Edo- und der Meiji-Zeit aufbewahrt. Diese Dokumente stammen aus den Nachlässen Philipp Franz von Siebolds (1796–1866) und seines Sohnes Alexander (1846–1911).
Die Sammlung umfasst die von Siebold für seine Forschungen genutzten Notizen, Manuskripte von ihm und seinen japanischen Mitarbeitern, Listen von Pflanzen und Tieren, Rechnungen, Zeichnungen und Karten. Diese Dokumente, die ein breites Spektrum von Naturwissenschaften, Geographie, Geschichte, Ethnographie, Sprachwissenschaft und Religion abdecken, sind einzigartige Originalquellen aus dem frühen 19. Jahrhundert, die Einblicke in das damals noch weitgehend verschlossene Japan bieten. Eine exemplarische Auswahl dieser Dokumente zeigt die Ausstellung als Reproduktionen in vier Themenbereichen: Botanik, Geologie & Mineralogie, Medizin und Korrespondenz. Ausgewählte Objekte illustrieren den Kontext der Quellen.

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